Erfolgsfaktoren, die bei einem KMU auch bei anspruchsvollen Märkten weiteres Wertschöpfungspotential eröffnen kann
Einführung
Von „Value Creation“ wird dann gesprochen, wenn durch operative Verbesserungen, eine Gesellschaft dadurch eine Wertsteigerung erfährt.
KMU ist ein Unternehmens-Segment, welches von seiner strukturellen Natur aus, ein überdurchschnittliches Value-Creation-Potential bietet; denn in diesem Unternehmens-Segment haben operative Verbesserungen meist einen überproportionalen Effekt bei der Wertsteigerung. Gründe dafür sind oft in der Führung, der Organisation und Prozesse mittelständischer Unternehmen zu finden, und das oftmals fehlende Knowhow / Wissen und/oder der Ressourcen, Massnahmen zur operativen Verbesserung umzusetzen. Entsprechend ist der positive Einfluss bei deren Umsetzung durch beispielsweise der personellen Verstärkung im Team, in der IT-Infrastruktur und in finanziellen Belangen gross. Entscheidend ist, dass solche Aktivitäten als mittelfristige Investitionen betrachtet werden und nicht als kurzfristige Erhöhung der Kostenbasis.
Wie kann ein finanzieller Miteigentümer Wert schaffen?
Im Wettbewerb um attraktive KMU gilt – die oftmals direkt von den Gründern / Unternehmern übernommen werden – mehr denn je der „Value Add“ eines neuen Mehrheitsaktionärs als entscheidender Erfolgsfaktor; denn diese Investoren als neue Miteigentümer müssen gegenüber den bestehenden Aktionären, insbesondere wenn diese weiterhin (durch Rückbeteiligung) an Bord bleiben, transparent darlegen können, warum sie als neue Mehrheitsaktionäre in Zukunft entsprechenden Mehrwert generieren werden. Die Werkzeuge, welche ihnen dafür zur Verfügung stehen, sind nicht neu. Es lässt sich jedoch beobachten, dass Investoren zunehmend eine immer grössere Vielfalt an diesen bekannten Wertsteigerungshebeln in ihre zukünftigen „Value-Creation“-Pläne integrieren. Einen „One-size-fits-all“-Ansatz gibt es dabei nicht, denn jede Aktivität muss individuell zur Branche, dem KMU und dem jeweils vorherrschendem Marktumfeld passen. Trotzdem lassen sich Erfolgsfaktoren erkennen, mit denen die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Umsetzung der Wertschöpfungsstrategie erhöht; auf deren vier möchte ich nun vertiefter eingehen:
1. Spezialisierung auf ausgewählte (Sub-)Sektoren
In den USA kann man seit vielen Jahren den Trend zu auf Sektoren spezialisierten Investoren beobachten. In Europa haben viele Investoren dagegen lange vor allem mit einem Generalisten-Ansatz gearbeitet. Der Trend zur Spezialisierung setzt sich jedoch auch hier immer mehr durch. Selbst wenn sich einzelne Investoren nicht nur auf einen Sektor festlegen, überlegen sie genau, in welchen Sub-Sektoren sie bislang besonders erfolgreich waren, und legen dort zunehmend den Schwerpunkt für zukünftige Investitionen. Der Vorteil der Spezialisierung liegt auf der Hand: Investoren können durch die vorherigen Erfolge sehr glaubhaft argumentieren, dass sie über die Erfahrung und das Fachwissen verfügen, um im nachhaltig Wertsteigerungen im Geschäft zu erzielen. Auch fällt es durch die Spezialisierung leichter, die Qualität von Unternehmen und Märkten, in denen sie agieren, einzuschätzen. Das steigert auch die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Umsetzung der Wertsteigerungs-pläne.
2. Intensivere Nutzung operativer Ressourcen
Eine wachsende Zahl Investoren beschäftigt operative Experten, die eng mit den KMU zusammenarbeiten, um Wertschöpfungspläne zu erarbeiten und danach bei der Umsetzung unterstützen.
Das können etwa ehemalige Führungskräfte auf Geschäftsleitungsebene sein, die dem Management jetzt als Mentoren zur Seite stehen oder als Interim-CEO/CFO einspringen. Viele Investoren setzen auch auf funktionelle Experten: HR-Spezialisten, Digitalisierungs- oder Go-to-Market-Experten, welche die KMU dabei gezielt zu fachspezifischen Fragestellungen und deren Umsetzung beraten. Der Vorteil gegenüber externen Beratern liegt in deren Verfügbarkeit, dem lösungsorientierten Ansatz bei der operativen Umsetzung sowie deren Incentivierung: Das langfristige Beschäftigungsverhältnis über die gesamte Wertsteigerungsdauer sorgt für gleiche Interessen zwischen Miteigentümern – Investoren und Management – sowie Mitarbeitern.
3. Stärkerer Fokus auf M&A
Viele Investoren suchen verstärkt nach Wegen, um mit ihrer initialen „Plattform“-Investition Unternehmenszukäufe zu tätigen. Solche „Add-ons“ sind per se kein neues Phänomen, jedoch gehen Investoren mittlerweile weitaus früher und mit mehr Nachdruck in die Offensive. So arbeiten sie teilweise bereits vor einer Transaktion mit spezialisierten Dienstleistern zusammen oder bauen interne Teams auf, um Portfoliounternehmen bei M&A-Geschäften stärker zu unterstützen. Sie forcieren den Bereich vor allem aus zwei Gründen. Erstens um durch das Erschliessen von Produkten, Regionen oder Wissen schneller Skaleneffekte zu erzielen sowie eine bessere Diversifizierung zu erreichen. Zweitens können diese Zukäufe zu tieferen Unternehmens-Bewertungen getätigt werden, und eine entsprechende Wertsteigerung auf (konsolidierten) Gruppen-Ebene ergeben, weil die Gruppe dadurch grösser und diversifizierter wird – oder in Kurz, 1+1 eben mehr als 2 ergibt.
4. Konzentration auf resiliente Industrien
In den Jahren mit Niedrigzins und wachsender Wirtschaftsleistung liessen sich in nahezu allen Branchen und Sektoren innerhalb der geplanten Haltedauer eines Mehrheitsaktionärs Wertzuwächse erzielen. Im bestehenden Marktumfeld, welches Exits erschwert, rücken jedoch wieder resilientere Geschäftsmodelle stärker in den Fokus. Der Trend geht zu Beteiligung an Unternehmen mit kontrollierbarem Wertschöpfungspotenzial und Unterstützung durch langfristige Megatrends, bei denen ein mittelfristige Verkauf nicht gefährdet ist. Bei Unternehmen aus sehr zyklischen sowie energie- oder kapitalintensiven Branchen ist dagegen zurzeit eine gewisse Zurückhaltung zu beobachten; was aber nicht ausschliesst, dass bei einer klaren und fundierten Wertsteigerungsstrategie auch solche Branchen interessant sein können!
Diese Wertsteigerungsmöglichkeiten und Überlegungen dazu sind selbstverständlich nicht „nur“ langfristig orientierten Miteigentümern vorenthalten, sondern können auch zur nachhaltigen Weiterentwicklung einer 100% familiengeführten KMU genutzt werden, um gegebenenfalls mit entsprechender externer strategischer Unterstützung dieselbe Wertsteigerung zu erzielen, ohne das Aktionariat zu öffnen. Für die spezifische Vertiefung des Themas steht Swiss Private Equity Partners jederzeit gerne zur Verfügung.